Infos für Eltern
Nicht alles wächst sich aus!
Wenn sich zeigt, dass die Störung anhält, wenn Verstimmungen, Ängste oder Rückzug zunehmen, die üblichen Konflikte sich ausweiten, Auffälligkeiten im Kindergarten oder in der Schule sich verstärken oder wenn sich unbeeinflussbar erscheinende neurotische oder psychosomatische Symptome bilden, dann machen sich Eltern, Erzieher, Lehrer, Ärzte mit Recht Sorgen, und es ist wichtig, sich an jemanden wenden zu können, der professionell helfen kann.
Eltern, die an ihren Kindern anhaltende Störungen bemerken oder durch Lehrer, Erzieher oder Ärzte auf Probleme aufmerksam gemacht werden, sollten diese von einem geeigneten Psychotherapeuten abklären lassen.
Die zentralen Fragestellungen bei der Erstuntersuchung
Eine diagnostische Abklärung bei einer analytischen oder tiefenpsychologisch fundierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin oder einem -therapeuten kann erste Orientierung geben und folgende Fragen beantworten helfen:
- Handelt es sich um eine vorübergehende Krisensituation, wie sie im Laufe der Entwicklung immer wieder auftreten kann (z.B. im Rahmen der Trotzphase, bei der Geburt eines Geschwisters, in der Pubertät)?
- Weist die Störung auf tieferliegende unbewältigte Konflikte des Kindes oder Jugendlichen hin, die nicht besprochen werden können, weil sie nicht bewußt sind (z.B. unbewußte Schuldgefühle, Eifersuchtskonflikte, Identitätsprobleme)?
- Schlagen sich frühere Erfahrungen, die das Kind durchgemacht hat, in den gegenwärtigen Problemen nieder (z.B. schwere Krankheit, Operation, Trennung, Todesfall)?
- Welche Rolle spielen bestimmte Lebensumstände; bedingen oder unterhalten sie eine Störung in der Entwicklung (z.B. chronische Krankheit oder eine Behinderung, Adoption, problematische Scheidungsregelung, sexueller Mißbrauch)? Wie wirken sie sich aus?
- Verbirgt sich hinter der Auffälligkeit des Kindes vielleicht eher ein Familienproblem, unbewußte Konflikte der Eltern?
- Was kann man tun, um das gewonnene Verständnis umzusetzen?
Diagnose, Indikation und Empfehlung
In den diagnostischen Gesprächen findet bereits ein Prozeß statt, aus dem sich ein erster Zugang zur Problematik ergibt. Bei Kindern und jüngeren Jugendlichen findet in aller Regel zuerst ein Familiengespräch statt. Dann folgen Gespräche mit dem Kind, in denen es sich selbst - z.B. im Spiel - darstellen kann. In einem Abschlußgespräch wird dann mit den Eltern oder mit dem oder der Jugendlichen gemeinsam ein Verständnis erarbeitet, und es werden Wege besprochen, die zu einer Lösung der Krise oder zur Veränderung der Situation führen können.
Es kann dabei durchaus sein, dass die Lösungsstrategien, die die Eltern oder die Jugendlichen selbst schon ansteuern, ermutigt und unterstützt werden können, dass eine Sorge genommen oder gemildert wird, so dass keine weiteren Schritte erforderlich sind.
Möglicherweise führt aber die neugewonnene Sichtweise zu weiteren Empfehlungen, etwa
- eine ausführlichere Elternberatung oder eine Kurzzeittherapie (max. 25 Stunden) anzuschließen, mit dem Ziel, eine Einsicht in eine Thematik zu vertiefen oder eine aktuelle Krise zu bearbeiten,
- eine analytische oder tiefenpsychologisch fundierte Kinder- oder Jugendlichenpsychotherapie zu machen, um durch die Bearbeitung der unbewußten inneren Konflikte die gestörte Entwicklung wieder in Gang zu bringen, und den Leidensdruck zu bessern (etwa 1-3 Jahre bei einer Sitzungsfrequenz von durchschnittlich 2 Stunden pro Woche),
- eine andere ambulante oder stationäre Einrichtung aufzusuchen, die weiterhelfen kann, wie z.B. eine Klinik, eine heilpädagogische Betreuung oder Familienhilfe, eine Ehe- oder Familienberatung, eine Sozialbehörde.